Gegründet wurde die Rosenberger OSI am 03. September 1991. Was war der Auslöser?
Harald Jungbäck: „Ende der 80er Jahre hat das Thema Lichtwellenleiter-Verkabelung Einzug in die Rechenzentren erhalten. Rechenzentren waren damals rar. Die ersten IBM Großrechner kamen auf den Markt. Die Devices wurden mit armdicken IBM „Bus and Tag“ Kupferkabeln miteinander verbunden. Irgendwann hat man gemerkt, dass diese Kupferkabel den Ansprüchen, insbesondere hinsichtlich der Datenrate, nicht mehr gerecht werden. So wurde das erste Fiber Optic Übertragungstechniksystem für Hardware, das IBM Enterprise Systems Connection (ESCON), entwickelt und die wenigen Data Center damit ausgestattet. Der Ursprung dieser Bewegung war in den USA und ist nach Europa übergeschwappt. Auch hier war der Bedarf groß. Allerdings gab es zu dieser Zeit in Deutschland nur sehr wenige Experten, die sich bereits mit der Glasfaser befasst hatten. Darunter waren unsere drei Firmengründer, die das große Potential sofort erkannt haben. Im Zuge dessen haben sie unter dem Leitsatz, hochfaserige, werkskonfektionierte LWL-Verkabelungssysteme für Rechenzentrumsanwendungen zu entwickeln und produzieren, den Grundstein für die OSI gelegt.“
Man hat also damals schon von Verkabelungssystemen gesprochen?
Harald Jungbäck: „Selbstverständlich! Rosenberger OSI hat von Anbeginn nur von kompletten End-to-End Verkabelungssystemen gesprochen. Das ist unsere DNA.“
Kann man die damaligen Verkabelungssysteme mit den heutigen vergleichen? Wie haben diese sich in den letzten 30 Jahren weiterentwickelt? Wohin geht der Trend?
Harald Jungbäck: „Im Grunde existiert das Ursystem von damals noch heute. Kernkomponente waren hochfaserige, werkskonfektionierte PreCONNECT® Trunkkabel. Damals schon bis zu 48 Fasern: Multimode 62,5 µm oder Singlemode 9 µm. Die dazugehörigen 19“ Verteilgehäuse und Patchkabel vervollständigten das System. Natürlich hat sich im Laufe der letzten 30 Jahre die Technologie weiterentwickelt. In dieser Zeit wurden die LWL-Kabel immer hochfaseriger. Gestartet sind wir, wie gesagt, bei 48 Fasern. Heute liegen wir klassisch bei bis zu 144. Auch haben sich die Kabelkonstruktionen verändert. Viele Steckverbinder sind gekommen und gegangen. Ebenso wie diverse Multimode- und Singlemodefasertypen.
Momentan beobachte ich im Rechenzentrum insbesondere drei Trends. Allen voran die inzwischen schon fast explosionsartige Geschwindigkeitsentwicklung, in immer kürzeren Zeitabständen mit immer größeren Steigerungssprüngen. Vor einem Jahr war noch 400G das Nonplusultra. Heute arbeiten diverse Transceiver MSA-Arbeitsgruppen (Multi Source Agreement) und die Ethernet Alliance mit Hochdruck an der Entwicklung und Einführung von 800 Gbit/s. Study Groups bereits an 1,6 Tbit/s. Diesem Trend sind wir bereits im letzten Jahr mit der Markteinführung von PreCONNECT® SEDECIM begegnet. Das Verkabelungssystem ist auf die Übertragungstechnik 400GBASE-SR8 optimiert und auch einfach auf 40, 100 und 200 GBASE-SR4 rückwärts migrierbar. Darüber hinaus spielen im Rechenzentrum Flexibilität und Skalierbarkeit eine immer größere Rolle. Last but not least, ebenfalls getrieben durch die Transceiver MSAs und den Zwang zu optimierter Flächennutzung im Rechenzentrum, der Trend zur weiteren Portverdichtung in IT-Hardware und deren LWL-Verkabelung. Ein prominentes Beispiel hierfür ist der neue Miniatur-Duplex-Steckverbinders MDC (Miniature Duplex Connector), mit dem die Realisierung von Mega High Density (MHD) möglich geworden ist. Damit kann die Portdichte gegenüber LC-Duplex pro 19“ Höheneinheit je nach Gehäusesystem verdoppelt oder verdreifacht werden. Ich habe damals in den frühen 90ern das Statement geprägt, dass Rosenberger OSI jeden Stecker und jedes Kabel konfektioniert, weil wir über die richtige Aufteiltechnik verfügen. Das war immer unser Anspruch und das machen wir auch heute in exzellenter Qualität - ohne Abstriche.“