Strukturierte Verkabelung – aktuelle Vorgaben & Empfehlungen

  

Die strukturierte Verkabelung (oder universelle Gebäudeverkabelung) schafft eine zukunftssichere, anwendungsunabhängige Grundlage für Netzwerke, denn sie ermöglicht eine einfache Installation von Netzwerk-Komponenten und ist jederzeit flexibel erweiterbar. Wie das funktioniert ist schnell erklärt: Die strukturierte Verkabelung basiert auf einer allgemeingültigen Verkabelungsstruktur, die für zukünftige Anforderungen ausreichend Kapazitätsreserven bereithält. Damit ist sie gegenüber einer unstrukturierten Verkabelung klar im Vorteil, denn diese ist an bestimmte Anwendungsszenarien gebunden und produziert bei Technikumstellungen oder -erweiterungen oftmals extrem hohe Kosten.

Zukunftssicherheit einer strukturierten Verkabelung

Die strukturierte Verkabelung hat also das Ziel, alle heutigen und zukünftigen Kommunikationssysteme zu unterstützen und verhält sich neutral gegenüber dem Übertragungsprotokoll und den Endgeräten. Durch die sternförmigen Strukturen werden Redundanzen geschaffen und die Ausfallsicherheit erhöht. Die standardisierten Komponenten wie Kabel und Steckverbindungen werden nach einem vorgegebenen Verlegungsplan installiert und unterstützen (in der Regel) all jene Kommunikationsanforderungen, die in den nächsten zehn bis 15 Jahren zu erwarten sind.

Normen für die strukturierte Verkabelung

Vor über 20 Jahren wurde mit der EN 50173 die „Anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlage“ in ihrer ersten Version spezifiziert. Trotz anfänglich noch vieler Optimierungspunkte, hat sich die Norm im Laufe der letzten Jahre durchgesetzt. Die Nutzbarkeit und Akzeptanz ihrer ersten Version führte dazu, dass sukzessive auch eine Standardisierung der IT-Verkabelung in Gebäuden ohne Büroarbeitsplätze erfolgte. Ob Rechenzentrum oder Industriegebäude, für alles gibt es eine europäische oder nationale Verkabelungsnorm.

  

Strukturierte Verkabelung in Rechenzentren

Anfang 2016 wurde die erste europäische Normreihe für „Einrichtungen und Infrastrukturen von Rechenzentren“ bestehend aus den Normen EN 50600-1, EN 50600-3-1 und EN 50600-2-1 bis -2-5 fertig. Die Normreihe enthält die neuesten Definitionen für den Aufbau der Einrichtungen und Infrastrukturen für Rechenzentren. Da der Schwerpunkt auf Wachstum und Migration von neuen Anwendungen liegt, empfiehlt die Norm die strukturierte Verkabelung als beste Wahl für Rechenzentren. Anforderungen und Empfehlungen für Schränke, Kabelführungssysteme und das Kabel-Management wurden teilweise aus der Norm EN-50174-2 herausgelöst und weiterentwickelt oder zusätzlich definiert. Diese Vorgaben dienen dazu, den Blick des Planers für Wachstum und Migration zu schärfen und dadurch Chaos bei der Erweiterung und Umkonfiguration der Verkabelung in Rechenzentren zu vermeiden. Ab der Verfügbarkeitsklasse 2 schreibt die noch frische Norm EN 50600-2-4 zwingend die Verwendung einer zentralen Patch-Lokation im Hauptverteiler vor. Dieser sogenannte Cross Connect ist mit allen Schränken im Rechenzentrum verbunden und sorgt dafür, dass sich alle Schränke untereinander verbinden lassen. Durch eine Maximalbetrachtung lässt sich ein Cross Connect im Hauptverteilerbereich entsprechend des geplanten Wachstums planen und dimensionieren. 

  

Bereiche der strukturierten Verkabelung

In der EN 50173-5 und dem weltweit gültigen ISO-Standard (ISO/IEC 11801) erfolgt die Strukturierung der Verkabelung anhand von Hierarchieebenen. Diese Ebenen werden von Gruppen gebildet, die topologisch oder administrativ zusammengehören. Die Basis der strukturierten Netzwerkverkabelung bilden Sternstrukturen, auf denen sich problemlos andere Topologien wie Ring-, Baum- oder Bustopologien abbilden lassen. Die Anforderungen eines modernen Switched Networks werden durch die Sternverkabelungen optimal unterstützt. Die einzelnen Verkabelungs-Bereiche sind in Geländeverkabelung (Primärverkabelung), Gebäudeverkabelung (Sekundärverkabelung) und Etagenverkabelung (Tertiärverkabelung) gegliedert. Für jeden Verkabelungsbereich sind maximal zulässige Kabel-Längen und weitere Qualitätsanforderungen definiert. 

  

Die Geländeverkabelung verbindet einzelne Gebäude auf dem Campus, die Gebäudeverkabelung einzelne Stockwerke innerhalb eines Gebäudes und die Etagenverkabelung die Etagenverteiler oder Etagen-Switches mit den Anschlussdosen in den verschiedenen Räumen des Stockwerks. Den Abschluss des Netzwerks in Richtung Anwender bilden die Netzwerkdosen, die verschieden installiert sein können. Üblich sind Netzwerkdosen auf Kabelkanälen, in Wänden und Bandbreiten. Ähnlich wie für Kupferkabel / Cat-Kabel (Twisted Pair Kabel) existiert für Glasfaserkabel eine Normierung, die die Eigenschaften und Art der Steckverbindungen festlegt. Im Bereich der LWL-Verkabelung kommen Multimode- und SInglemode-Glasfaserkabel-Typen zum Einsatz.

  

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