Rechenzentrumsumzug Planung und Umsetzung

Herausforderung Rechenzentrumsumzug: Planung, Risiken und Umsetzung

  

Welche Aspekte sind bei einem RZ-Umzug zu beachten?

Der Umzug eines Rechenzentrums erweist sich in der Regel als eine enorme Herausforderung. Das Ziel lautet, dass alles möglichst schnell und zuverlässig wieder in den Betrieb übergeht. Die Umsetzung entpuppt sich aber durch den immensen Termindruck und die vielen Stolperfallen als alles andere als einfach. Kurzum: Der Planungs- und Koordinationsaufwand ist immens.

Meist kommen typische Fragen im Vorfeld auf:

  • Welche Vorbereitungen gilt es für einen reibungslosen Ablauf zu treffen?
  • Liegen ausreichend Dokumentationen vor oder müssen sie erst erstellt werden?
  • Worauf kommt es an Move-Tagen an?
  • Was passiert mit der IT: Lift & Shift der vorhandenen Technik oder einen Tech-Refresh durch den Einsatz neuer Hardware?
  • Welche Risiken lauern beim eigentlichen Transport?
  • Übersteht die bestehende Hardware den Umzug überhaupt?
  • Gibt es Ersatzteile?

Die wichtigste Entscheidung bei der Planung aber: Sollte man einen „Big Bang“ wagen und alles auf einmal in Angriff nehmen oder macht eine zeitintensive, aber sichere Variante mit einzelnen Move-Wellen mehr Sinn?

  

Planung eines Rechenzentrumsumzugs: „Big Bang“ vs. Move-Wellen

Bei einem „Big Bang“ ist von einem Komplettumzug der betroffenen Hardware die Rede. Konkret: Umzug der gesamten Server-Netzwerk-Landschaft 1 zu 1 von A nach B zu einem bestimmten Termin. Die zweite Methode beschreibt einen Umzug in Wellen, neudeutsch Move-Wellen. Das bedeutet, dass die IT-Landschaft über einen längeren Zeitraum in verschiedenen, kleineren Schritten umgezogen wird. Natürlich gibt es bei jeder Methodik Vor- und Nachteile.

“Big Bang”: Pro und Contra

Vorteil: Weniger zeitintensiv.
Nachteil: Hohes Risiko. Denn von der Aufnahme bis hin zur Ziellandschaft muss am Umzugstag selbst alles auf den Punkt genau stimmen und abgeschlossen sein. Der Umzug muss in diesem Fall 1 zu 1 glücken. Im schlechtesten Fall treten beim Hochfahren in der neuen Landschaft Probleme auf. Beispielsweise, dass das Netzwerk nicht funktioniert. Fehlt die Zeit, diese Probleme vor Ort zu lösen, hilft nur noch ein „fall back“, sprich in der Regel alles wieder in die alte Landschaft zurückzutransportieren.

Move-Wellen: Pro und Contra

Vorteil: Geringeres Risiko. Bei der Planung lässt sich festlegen, dass man zum Beispiel erst einmal die Testumgebung, die Produktionsumgebung, oder den Storage umzieht, oder eine ganz andere Reihenfolge festlegt. Welche optimal ist, hängt stark von der Größe des Rechenzentrums ab. So lässt sich jeder Baustein einzeln hochfahren und testen. Wenn alles funktioniert, dann folgt der nächste Teil. Zudem steigt bei dieser Methode mit jedem Schritt die Lernkurve.
Nachteil: Sehr zeit- und vor allem personalintensiv.

Entscheidungshilfe: „Big Bang“ oder Move-Wellen?

Ob „Big Bang“ oder Move-Wellen für einen Rechenzentrumsumzug besser geeignet sind, ist von Fall zu Fall verschieden. Unsere Experten erörtern die beste Methode stets in enger Absprache mit ihren Kunden. Ein entscheidender Faktor stellt dabei die Größe der umzuziehenden Landschaft dar. Ist beispielsweise die Rede von lediglich drei Racks, liegt die Lösung auf der Hand. Bei einer größeren Menge an Hardware verkompliziert sich die Lage. Ebenso ist dies der Fall, wenn diverse Subunternehmen am Betrieb des Rechenzentrums beteiligt sind oder zum Beispiel das Monitoring über das Ausland gesteuert wird, da dann eine Vielzahl an Abhängigkeiten untereinander besteht.

  

Vorbereitungen für einen reibungslosen Ablauf eines Rechenzentrumsumzugs

Speziell bei einem umfassenden Rechenzentrumsumzug spielt eine ausgeklügelte Planung eine elementare Rolle. Zunächst gilt es, in enger Kooperation mit sämtlichen Beteiligten einen groben Phasenplan zu erstellen. Im Rahmen dessen wird die umzuziehende Hardware dokumentiert und somit die Asset-Listen auf den aktuellen Stand gebracht sowie Lizenz- und Wartungsverträge geprüft. Die Inventarisierung bildet die Basis für die weitere Verfeinerung des Phasenplans. Dazu ist es im Vorfeld auch nötig, sich vor Ort ein Bild zu machen, zum Beispiel über Schwellen, Engstellen, Bodenbelastbarkeit und andere Hindernisse. Der finale Umzugsplan berücksichtigt dann die abteilungsspezifischen Rahmenbedingungen und verknüpft diese mit den erforderlichen Phasen: Abbau, Transport und Wiederaufbau. Um einen möglichst effizienten Ablauf zu gewährleisten, teilen die Verantwortlichen letztlich alle Beteiligten in Gruppen ein.

Die besondere Herausforderung an sogenannten „Move-Tagen“

Am Umzugstag selbst muss dann alles funktionieren. Die jeweiligen Personen müssen anwesend sein, welche im Rechenzentrum die Geräte ausbauen und ins neue Rechenzentrum verfrachten. Das mag sich trivial anhören, bedarf allerdings bester Koordination. Schließlich stehen an Move-Tagen eine große Anzahl Mitarbeiter bereit, die genau wissen müssen, wann sie was zu erledigen haben. Die Herausforderung besteht darin, alle zusammenzubringen. Dabei hilft ein detaillierter Umzugsplan, der die Zusammenarbeit der verschiedenen Teams regelt und so die Einhaltung des Zeitplans sicherstellt. Gleichzeitig ermöglichen erprobte Übergabe- und Abnahmeprozeduren die permanente Kontrolle aller erforderlichen Arbeitsschritte.

  

Rechenzentrumsumzug: Die Rolle der IT-Landschaft und deren Alter

Im Rahmen der Hardware-Inventur lässt sich schnell erkennen, ob die Geräte schon älter und somit vielleicht nicht mehr leistungsstark genug oder sogar out of life-time sind. Der Kunde muss dann entscheiden, ob er einen sogenannten Lift & Shift oder einen Tech-Refresh möchte. Lift & Shift bedeutet, die Hardware, wie zum Beispiel das Rack 1 zu 1 - sowie es ist - abzubauen und am neuen Ort aufzustellen. Eine weitere Option wäre es, den RZ-Umzug mit einem Tech-Refresh zu verbinden. Insgesamt gilt es herauszufinden, ob es neuer Hardware bedarf, damit das Rechenzentrum möglichst performant und gleichzeitig effizient arbeitet. Wichtige Faktoren sind zudem neue potenzielle Wartungsverträge, die im Idealfall weniger Lizenzen erfordern und dadurch Kosten sparen.

Risiken in Bezug auf die IT-Landschaft: Lift & Shift und Tech-Refresh

Bei einem Lift & Shift sieht es oft so aus, dass die Experten beispielsweise Systeme, die bereits seit fünf Jahren permanent laufen, bei einem Rechenzentrumsumzug das erste Mal überhaupt herunterfahren. Das entpuppt sich oft als spannende Angelegenheit. Denn man kann sich nie sicher sein, ob sich diese Systeme wieder hochfahren lassen. Ein kritischer Punkt stellt dabei zum Beispiel die Zuverlässigkeit von Festplatten dar. Bei einem Tech-Refresh, also einem Umzug in eine neue IT-Landschaft, erweist sich das Risiko als wesentlich geringer. Denn in diesem Fall stehen die Racks mit der neuen Hardware inklusive kompletter Verkabelung bereits parat. Beim eigentlichen Rechenzentrumsumzug muss also nur noch die „alte“ Hardware abgeschaltet sowie die „neue“ in Betrieb genommen werden. Sollten Fehler auftauchen, hat man den "fall back“ durch einfaches Umschalten bzw. Zurückschalten.

Risiken bei einem Lift & Shift minimieren

Auch wenn die Kosten geringfügig steigen: Empfehlenswert ist es, im Rahmen eines Lift & Shifts im Vorfeld immer Tests durchzuführen. Konkret: Einfach die Systeme herunter- und dann wieder hochfahren. Die Erfahrung zeigt, dass das nicht immer funktioniert. Für dieses Szenario muss man vorbereitet sein und alle potenziell erforderlichen Ersatzteile vorrätig haben, im Speziellen neue Festplatten oder Netzteile.

  

Rechenzentrumsumzug: Herausforderungen beim Transport

Es fängt schon bei der Anfahrt an: Aufgrund des engen Zeitplans sollte im Vorfeld die Route abgefahren werden. Dabei können potenzielle Störfaktoren wie Baustellen, Engstellen und Staus ausgemacht und eingeplant werden. Ebenfalls wichtig: Schwellen und Straßenschäden. Zwar kommen beim Transport der Hardware luftgefederte Fahrzeuge zum Einsatz, zu stark dürfen die Stöße aber dennoch nicht ausfallen. Anschließend gilt es, das „neue“ Rechenzentrum unter die Lupe zu nehmen und alle Wege abzugehen. Schwellen und Engstellen sind ebenfalls ein Faktor, hier aber hinsichtlich der Hubwagentauglichkeit.

Wesentlich ist darüber hinaus, dass in den Gängen zwei Personen aneinander vorbeilaufen können. Das gilt im Speziellen, wenn etwa weder eine Schleuse noch eine Rampe vorhanden ist. Schließlich lässt sich ein Komplett-Rack nicht einfach mit einem Hubwagen transportierten. Nicht zuletzt muss der Boden einer Prüfung standhalten. Meistens verfügen Rechenzentren über einen Doppelboden, der nur eine bestimmte Belastung hinsichtlich Kilo pro Quadratmeter aushält. Es gab zum Beispiel Anwendungsfälle, in denen Unternehmen ganze Racks mit umziehen wollten, aber die Hälfte der Hardware ausgebaut werden musste, weil schlicht und ergreifend das Gesamtgewicht für den Transport über den Doppelboden zu hoch war.