Büro Netzwerk

Herausforderung in der Gebäudeverkabelung – Wie kann man ein Netzwerk flexibel und skalierbar gestalten?

  

In Sachen Gebäudeverkabelung stehen IT-Abteilungen insbesondere aufstrebender mittelständischer Unternehmen vor einer enormen Herausforderung. Zum einen führt der strategisch angestrebte Unternehmenswachstum dazu, dass kontinuierlich neue Arbeitsplätze in das Netzwerk integriert werden müssen. Zum anderen hat sich auch die Art der Zusammenarbeit verändert. Bei traditionellen Arbeitsmodellen konnten IT-Verantwortliche davon ausgehen, dass, sobald ein Büro voll besetzt und eingerichtet ist, es in naher Zukunft hinsichtlich der Arbeitsplatzaufteilung und -anbindung keine Veränderungen geben wird. Gerade bei jüngeren Generationen, die derzeit den Arbeitsmarkt erobern, liegt allerdings agile Zusammenarbeit im Trend. Um die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen, findet diesbezüglich in vielen KMUs eine Umstrukturierung statt. Teams werden immer wieder neu zusammengestellt, Einzelbüros in „Coworking Spaces“ verwandelt und später wieder in andere Raumlösungen umgebaut. Um es auf den Punkt zu bringen: Bei einer zeitgemäßen Gebäudeverkabelung ist Flexibilität in der Erweiterung von Netzwerken sowie in der Raumgestaltung gefragt. Damit dies ohne Bandbreiten-Engpässe umgesetzt werden kann, muss einiges beachtet werden.

  

Clean Desk: Flexibles Office Netzwerk

In Organisationen oder Betrieben, in denen eine dynamische Arbeitsplatzgestaltung gelebt wird, nimmt die sogenannte Clean Desk Policy vermehrt Einzug. Schreibtische werden am Ende des Tages so verlassen, dass der Platz am nächsten Morgen von einem anderen Mitarbeiter genutzt werden kann. Der „Nine-to-five-Job“ am fest etablierten Arbeitsplatz gehört der Vergangenheit an. Es wird in Teams am runden Tisch oder auf gemeinsamen Arbeitsinseln gearbeitet. Ist ein Projekt beendet, finden sich neue Arbeitsgruppen zusammen. Diese Arbeitsweiße wirkt sich natürlich auf die benötigte Netzwerkarchitektur aus. Um die Arbeitswelt 4.0 mit Leben zu erfüllen und reibungslose Prozesse zu garantieren, müssen Datenleitungen, Kabelstränge und Anschlüsse für jeden Computerarbeitsplatz bereitgestellt werden. Damit diese möglichst flexibel gestaltet werden können, empfiehlt sich deren Versorgung über Konsolidierungspunkte aktiver oder passiver Art, die sich im Doppelboden, an der Wand oder an der Decke integrieren lassen. Der Konsolidierungspunkt ist bei Bedarf rückbaubar oder ohne großen Aufwand zu versetzen. Er wird in der Nähe der vorgesehenen Arbeitsplätze oder Arbeitsinseln installiert. Ein positiver Nebeneffekt: Der Einsatz von Konsolidierungspunkten verkürzt die Strecken der tertiären Kupferverkabelung, die eine der größten Quellen für Kabelbrände sind. Die Brandlast sinkt um etwa zwei Drittel, gleichzeitig werden Kosten eingespart.

  

Netzwerktrend: „Power over Ethernet“

Um die Gebäudeverkabelung noch flexibler und „smarter“ zu gestalten, sowie Kabelberge zu reduzieren, werden Power over Ethernet-Anwendungen (PoE) ein immer größerer Trend in der Gebäudeverkabelung. Die Technik ermöglicht die elektrische Stromversorgung von netzwerkfähigen Geräten über ein vorhandenes Twisted-Pair-Ethernetkabel. Das bedeutet, dass das Datenkabel in diesem Fall nicht nur die Datensignale, sondern auch die elektrische Energie für Endgeräte überträgt. Der große Vorteil ist, dass hierdurch ein separater Stromanschluss entfällt. Konkret bedeutet dies, dass bei einer Neustrukturierung von Arbeitsplätzen an Stellen, an denen kein Stromkabel vorhanden ist, keine neue Stromleitung zeitaufwändig installiert werden muss, sondern Endgeräte direkt an das Daten-Netzwerk angeschlossen werden können. Damit lassen sich auf kurzer Strecke moderne Arbeitsumgebungen schnell und flexibel gestalten und bei einem Umbau Zeit und Kosten einsparen. Basierend auf spezifizierten PoE-Standards wie IEEE802.3af, IEEE 802.3at oder IEEE 802.3bt gibt es auf dem Markt derzeit vier Arten von PoE-Leistungen: Bis zu 15,4W, bis zu 30W, bis zu 60W und bis zu 100W. Damit wird die problemlose Einbindung zahlreicher stromhungriger Geräte in das PoE-Büronetzwerk ermöglicht. Besonders attraktiv ist die Technik für Smart Office-Anwendungen. So bietet PoE großes Potential, um das Internet of Things (IoT) voran zu treiben und etwa das Licht am individuellen Arbeitsplatz oder je nach Büroauslastung die Belüftungsklappen zu steuern.

Allerdings ist bei der Nutzung von PoE-Anwendungen ein wichtiger Punkt zu beachten. PoE erzeugt durch den Leitungswiderstand des Kabels eine Verlustleistung und es entsteht Wärme. Die höheren Kabeltemperaturen beeinträchtigen wiederum die Übertragung der Datensignale. Um diese Problematik abzuwenden, darf eine Kabel-Temperatur von 60°C nicht überschritten werden. Ein Lösungsansatz ist der Einsatz von Kabeln mit einem größeren Kupferader-Querschnitt. So werden häufig von der Industrie AWG22 Kabel zur Installation empfohlen. Großer Nachteil hierbei sind höhere Anschaffungskosten. Ein alternativer und kostengünstigerer Ansatz ist der Einsatz von Verkabelungssystemen, wie sie Rosenberger OSI anbietet, bei denen die Kupferverkabelung im Tertiärbereich auf ein Minimum reduziert ist. Durch die kurzen Übertragungsstrecken wird die Problematik der Kabelerwärmung von vornherein ausgehebelt und die bei PoE auftretende Verlustleistung signifikant verringert.

  

Steigenden Datenraten: Netzwerke, die mit dem Unternehmen wachsen

Ein weiterer Vorteil in der Verwendung von innovativen Netzwerkarchitekturen, in denen das Gewicht der Verkabelungsmedien hin zur zukunftsweisenden Glasfasertechnologie verlagert und der Anteil der Kupferverkabelung auf ein notwendiges Maß reduziert wird, liegt in der flexiblen Bandbreitenerweiterung. In Gebäuden, in denen immer wieder neue Arbeitsplätze in das bestehende Netzwerk integriert werden müssen, bietet sich die Glasfaser wegen ihrer nahezu unlimitierten Übertragungskapazitäten an. Wo immer eine hohe Verfügbarkeit und Performance gefragt sind, gelten Glasfaserkabel als zukunftssichere Lösung. Verkabelungsstrukturen, die auf dieser Technologie aufbauen sind, in jeder Hinsicht adaptionsfähig. In einem dynamisch wachsenden Prozessumfeld gilt die Glasfaser als optimale Versorgungsinfrastruktur innerhalb eines Gebäudes. Sie bringt die perfekte Voraussetzung für den „Digital Workplace“ mit, der den einfachen Anschluss von immer mehr neuen Geräten erforderlich macht.

  

Netzwerkmanagement: Einfach zu verwaltende Lösungen

Mit den genannten Lösungen können IT-Abteilungen ein zukunftsorientiertes Netzwerk etablieren, das auf die Leistungsanforderungen der neuen Arbeitswelt 4.0 ausgerichtet ist und bei Bedarf flexibel mitwachsen kann. Bei aller Euphorie dürfen die IT-Experten allerdings aber nicht den administrativen Aufwand außer Acht lassen. Für den laufenden Betrieb ist wichtig, dass sich ein Netzwerk durch einen hohen Grad an Standardisierung kosten- und zeiteffizient verwalten lässt. Denn nicht zu unterschätzen ist die Komplexität des Netzwerks, die insbesondere durch permanente Erweiterungen oder durch Smart Office-Lösungen zunimmt.

Ist Ihre Gebäudeverkabelung schon fit für die Arbeitswelt 4.0 und die damit verbundenen dynamischen Prozesse?