Vlog #12 Environmental Social Governance (ESG) - Regularien für Rechenzentren im Fokus

  

OSI Insights im Video-Blog

Rechenzentren müssen zahlreiche Anforderungen in Bezug auf die Technik und Servicelevels erfüllen. Hinzu kommen jetzt neue Regularien durch die EU-Gesetzgebung und Nachhaltigkeitsforderungen: die ESG (Environmental Social Governance) Paragraphen.

Welche Auswirkungen hat dies, auf die sich ständig ändernde Datacenter Landschaft in Bezug auf Umweltverträglichkeit versus Resilienz? Und was bedeutet in diesem Zusammenhang Greenbleching und Greenwashing?

Im Gespräch: Matthias Reidans aus dem Bereich Project Consulting Services, Nicole Bittlingmayer, Rechtsanwältin bei Luther Lawfirm und Till Ruda, Managing Partner von SFS RE

Im Fokus: Regularien und Richtlinien für nachhaltigere Rechenzentren. Die Bedeutung der ESG-Kriterien. 

  

Die Datacenter Landschaft verändert sich, die Kapazität wird nachgefragt. Die Resilienz und die Redundancy der Rechenzentren wird immer stärker thematisiert und ist auch im Bereich Service sehr wichtig. Jetzt gibt es zusätzlich zu den bestehenden Anforderungen und diesem ganzen Datacenter Growth dieser Entwicklungen, weitere Anforderungen aus dem Bereich Environmental Social Governance.
Und dafür haben wir hier heute Nicole Bittlingmayer von Luther Lawfirm, die uns zu diesen Anforderungen Legal Requirements etwas sagen kann. Generell.

Nicole Bittlingmayer: Ich bin jetzt nicht der IT Experte, sondern komme aus der Kapitalmarkt Praxis und berate regulierte Finanzunternehmen im Hinblick unter anderem auf ihre ESG-Strategie, also Compliance ihrer Prozesse und ihrer Produkte, vor allen Dingen mit der Sustainable Finance Regulierung. Zu der gehört die Offenlegungs-Verordnung, die CSAD, die Taxonomie. Also ein Riesenberg an Regulatorik, der auch immer noch in Konsultation ist und sich weiterentwickelt.

Und da sind natürlich Produkte wie Datacenter durchaus interessant, auch für Investoren, die immer mehr auf ESG-Themen achten und ihre Investments und Investment-Prozesse danach ausrichten, dass ESG-Compliance gegeben ist. Und so sind natürlich auch Datacenter eine sehr interessante Asset-Klasse. Unter diesem Aspekt allerdings schon mit etwas schwierigen Umständen. Da haben wir es wieder, Sustainability against Resilienz etc. Das matcht noch nicht so richtig.

Till Ruda, von SFS RE, auch ein Experte für das Thema Environmental Social Governance. Es wäre interessant, was jetzt aus deiner Perspektive eine Rolle spielt für die Infrastruktur.

Till Ruda: Also ich würde gerne ein bisschen den Part von Nicole mit übernehmen oder übernehmen, obwohl ich kein Anwalt bin.Ich betrachte das Ganze ein wenig mehr aus der schnöden, langweiligen Finanzbrille, aus der ich eigentlich auch herkomme. Gleichzeitig aber auch aus dem ganzen Bereich Real-Estate und Infrastructure Investments. Das spannende bei dem ganzen Thema Nachhaltigkeit ist eigentlich, dass im Verständnis bei den Kapitalmarkt-Teilnehmern eine Verunsicherung schon angekommen ist. Bei den ganzen Sub-Lieferanten noch nicht wirklich. Das kann jetzt der Mensch sein, der das Dach eines Rechenzentrums irgendwann mal saniert und dann sich die Frage gefallen lassen muss oder bekommen wird. Wenn du das jetzt machst und deine Werkstoffe, die du einsetzt, was heißt das eigentlich im CO2-Fußabdruck? Das kommt aus der aktuellen Regulierung, der ESRS und in dem Sinne eben die Scope 3-Regulierung. ESRS bedeutet European Sustainable Regulation Standard. Das ist einfach das Thema und aus dieser Regulierung kommen neue Themen bzw. solche Herausforderungen hervor und die sorgen dafür, dass ein großes Maß an Unwissenheit vorherrscht. Das ist gar nicht so irrelevant, weil es eben dazu führen kann, dass große Auftraggeber, die eben Börsen gelistet sind, nicht mehr in der Lage sind oder es nicht mehr dürfen, solche Subunternehmen zu beauftragen. Zum Beispiel eure Kunden.

Nicole Bittlingmayer:  Und an der Stelle kann ich ja gleich noch mal das Thema Unsicherheit näher beleuchten. In der Tat, die gesamte Regulierung ist noch in Arbeit. Es gibt ständig Konsultationen, um noch mal zu schauen, sind die Zielsetzungen erreicht oder muss man nachbessern? Das ist für die Marktteilnehmer extrem schwer, das dann auch zu greifen. Da rührt dann auch diese Riesen-Debatte Greenwashing her, weil im Moment weiß man an vielen Stellen…

Matthias Reidans: …und Green Bleaching,

Nicole Bittlingmayer: ...und Green Bleaching. Also vielleicht kurz zu Greenwashing. Was ist Greenwashing? Wenn man nicht genau greifen kann, was ist eigentlich wirklich grün. Greenwashing ist natürlich ein extremes Haftungsrisiko, insofern ein tolles Betätigungsfeld für Anwälte. Es hat dazu geführt, dass im Finanzmarkt tatsächlich ein neuer Terminus entstanden ist, nämlich Green Bleaching. Das heißt, man ist eigentlich überzeugt, grün zu sein mit seinen Investment Prozessen und seinen Produkten. Man kategorisiert aber seine Produkte sozusagen etwas schlechter. Man macht ein Down Grading, ein Green Bleaching, weil man eben Angst vor Haftung hat. Und das ist für den ESG-Transformationsprozess natürlich gar keine gute Entwicklung, aber nachvollziehbar, wenn man eben auf Haftungsthemen achtet.

Till Ruda: Noch kurz zum Thema Greenwashing. Und das ist genau das große Problem. Diese Regulierungen sind neu und nicht jeder hatte bis jetzt den Bedarf gesehen, sich damit auseinanderzusetzen und oder unterliegt dem Irrglauben - Naja, nachhaltig sind wir ja schon. Das kann das familiengeführte Unternehmen sein, das sagt wir spenden was für den Fußballklub, wir haben eine Bienenwiese hintendran, unseren Mitarbeitern geht es gut. Das reicht aber nicht zwingend aus. Und wenn man dann aber dazu neigt und das ist eben genau das Thema, auf der Website zu proklamieren, ich bin aber so nachhaltig, dann fängt es an, gefährlich zu werden. Und da sollte man sich spätestens Experten holen, die einem dabei helfen, als Strategieberater, später aber hoffentlich auch in der Implementierung dafür zu sorgen, dass es auch wirklich so funktioniert. Und das sind relativ komplexe Themen, die mit Buchhaltung zu tun haben, wo man Juristen benötigt, die, die Texte lesen. Und darum geht es im Endeffekt im Groben.

Weitere Infos zum Thema Nachhaltigkeit im Rechenzentrum finden Sie hier.