Glasfaser Spleißen vs. werkskonfektionierte LWL-Kabel

  

LWL-Verkabelungsinfrastruktur installieren: Ausfallsicherheit, Handhabung und Kosten im Vergleich

Neue Geschäftsprozesse und stetig zunehmende Datenraten führen dazu, dass Rechenzentren kontinuierlich wachsen. Die IT-Verkabelungsinfrastruktur bildet die Grundlage für einen reibungslosen Datenaustausch und für das sichere Zusammenspiel aller aktiven Komponenten und Applikationen im Rechenzentrum. Umso wichtiger ist eine sachgemäße Installation. Eine aktuell große Herausforderung ist der Fachkräftemangel. Durch nicht ausreichend qualifizierte Mitarbeiter*innen steigt das Risiko für menschliche Fehler und damit auch für Ausfälle und Störungen im Rechenzentrum.

Zudem spielt Kosteneffizienz eine immer wichtigere Rolle. Zeit- und Kostenaufwand sollen möglichst gering sein. Ein wesentlicher Faktor bei der Planung eines Rechenzentrums-Neubaus oder auch bei der Erweiterung sowie dem Ausbau eines RZs, ist neben der Kosteneffizienz eine schnelle Bezugsfertigkeit bzw. möglichst schnelle Inbetriebnahme.

Für die Installation der Glasfaserkabel im Rechenzentrum stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Bei der Auswahl der Installationsmethode gilt es verschiedene Kriterien abzuwägen.

Der Fokus dieses Blogbeitrages liegt auf dem Vergleich einer Einzelfaser-Spleiß-Lösung mit einem werkskonfektionierten „Plug-and-Play“ Glasfaserverkabelungssystem.

Inhaltsverzeichnis:

  

Definition: LWL-Werkskonfektionierung vs. (Einzelfaser-) Spleiß-Lösung

Werkskonfektionierte LWL-Kabel

Bei der Werkskonfektionierung werden Glasfaser-Steckverbinder im Fertigungswerk mittels modernster und maximal sauberer industrieller Prozesse sowie Qualitätssicherungsmaßnahmen auf die LWL-Kabel konfektioniert. Daraus entstehen anschlussfertige „Plug-and-Play“ Verkabelungssysteme in der exakt benötigten Länge. Die Einfügedämpfung der Kabel wird im Rahmen der Werkskonfektionierung zu 100% gemessen und diese werden mit eindeutig zuordenbaren Messprotokollen versehen. Vor Ort müssen die Kabel nur eingezogen und die Verteilköpfe sowie Glasfaser-Stecker, in den zum Verkabelungssystem gehörenden Verteilgehäusen aufgelegt werden.

(Einzelfaser-) Spleiß-Lösung

Beim sogenannten Fusionsspleißen werden die Fasern, der miteinander zu verbindenden Glasfaserkabel, mittels eines Fusions-Spleißgerätes per Lichtbogen zusammengeschweißt. Dieses Verfahren wird auch angewendet, um LWL-Stecker, welche werksseitig an kurzen Glasfaseradern konfektioniert sind - sog. LWL-Pigtails - an zuvor verlegter Glasfaserkabel-Meterware in Spleißgehäusen anzubringen. Am Ende der Installation muss eine Abnahmemessung, üblicherweise mittels OTDR, durchgeführt werden.

  

Handhabung & fachgerechte Prüfung der LWL-Verkabelung

Der Installateur kann das werkskonfektionierte LWL-Verkabelungssystem mit Hilfe eines detaillierten Plans per „Plug-and-Play“ in kurzer Zeit installieren – ganz ohne Spezialwerkzeuge.

Durch eine Werkskonfektionierung erhalten Kunden Qualität ab Werk: Denn die werkskonfektionierten Kabel und Komponenten werden einer Reihe von Qualitätssicherungsmaßnahmen unterzogen. Zudem findet die Fertigung unter kontrollierten und immer gleichen Umweltbedingungen statt.

Die Verkabelungssysteme sind bereits werksseitig gemessen und auch deren Polarität ist werksseitig geprüft sowie dokumentiert. Bei deren Installation durch fachkundiges Personal ist es somit ausreichend, wenn im Qualitätsplan gemäß EN 50174-1, lediglich noch die Prüfung auf Richtigkeit der Portbelegung auf beiden Seiten der Verkabelungsstrecke gefordert wird.

  

Entscheidet man sich für eine LWL-Spleiß-Lösung sind Fachkräfte notwendig, welche zum einen in der Bedienung des Spleißgerätes geschult sind. Zum anderen Fachkenntnisse in der Abnahmemessung – üblicherweise mittels OTDR - haben. Da herkömmliche Glasfaser-Spleiß-Lösungen vor jeder Abnahme - an Ort und Stelle - messtechnisch überprüft werden müssen.

  

(Ausfall-)sicherheit werkskonfektionierter LWL-Verkabelung vs. Spleiß-Lösungen

Durch die unschlagbar kurze Installationszeit werkskonfektionierter „Plug-and-Play“ Kabel beschränken sich die Aufenthaltszeiten des Installationspersonals in den sensiblen Sicherheitsbereichen des RZs auf ein Minimum. Dadurch erhöht sich die Sicherheit gegen ungewollte oder auch vorsätzliche Manipulation oder Sabotage im Rechenzentrum.

Da Verkabelungen mit werkskonfektionierten Glasfaserkabeln keine Spleiße beinhalten und in höchster Qualität gefertigt sind, haben sie die niedrigste Linkdämpfung, die verkabelungstechnologisch möglich ist.

Die in Spleißkassetten von Einzelfaser-Spleißverkabelungen mehr oder weniger offen liegenden Glasfasern sind dagegen nicht optimal gegen Umwelteinflüsse geschützt. Die Fasern in Spleiß-Kassetten sind der Umgebungsluft ausgesetzt und können dadurch altern. Daraus kann ein Dämpfungsanstieg oder Faserbruch resultieren.

  

Wirtschaftlicher Vergleich: Zeit & Kosten

Die herkömmliche LWL-Spleiß-Verkabelung im wirtschaftlichen Vergleich mit dem werkskonfektionierten PreCONNECT® Glasfaserverkabelungssystem:

  

Werkskonfektionierte LWL-Verkabelungssysteme haben bei vollständiger und richtiger Kostenrechnung meist niedrigere Gesamtkosten als Spleiß-Lösungen. Grund hierfür ist, dass die Summe für die benötigten Komponenten einer Spleißverkabelung – wie die Kabelmeterware, Pigtails, Spleiß-Kassetten, Spleiß-Schutze u. Halter - meist höher als die einer Verkabelung mit werkskonfektionierten Glasfaserkabeln ist. Vor allem werden für das immens zeit- und geräteintensive Spleißen selbst, teure Fachkräfte benötigt. Für die Installation werkskonfektionierter LWL-Kabel sind der Zeitaufwand und der Fachkenntnisbedarf deutlich geringer.

  

Einfluss der Anwendungsumgebung auf die Installationsmethode

Bei der Auswahl der Installationsmethode spielen die Anwendungsumgebung und die Anforderungen an die Geräteschnittstellen eine wichtige Rolle. Zu beachten sind auch zukünftige Anwendungen und die Skalierbarkeit der Verkabelung.

Betrachtet man die oben genannten Vorteile, sollte zunächst eine werkskonfektionierte LWL-Verkabelungslösung in Betracht gezogen werden. Nur wenn diese aufgrund der räumlichen Gegebenheiten nicht einsetzbar ist, ist eine Spleiß-Lösung die bessere Wahl. Spleißen hat seine Berechtigung zum Beispiel bei gebäudeübergreifenden Verbindungen oder sehr engen bzw. bereits stark belegten Leerrohren und wenn der benötigte Platz zur Durchführung von werkskonfektionierten Kabelenden durch Brandschotts nicht vorhanden ist.

  

Fazit:

Bei der Auswahl der Installationsmethode gilt es verschiedene Kriterien abzuwägen. Die Entscheidung zwischen einer Spleiß-Lösung und einer werkskonfektionierten „Plug-and-Play“ Verkabelung hängt von Faktoren wie der Komplexität des Projekts, Installationszeit, Budget, Anforderungen an Flexibilität und Zuverlässigkeit oder verfügbare Fachkenntnisse ab.

Besonders bei mittleren bis großen RZ-Installationen haben sich die 1991, auch von Rosenberger OSI als einem der Pioniere dieser Technologie, eingeführten werkskonfektionierten, strukturierten LWL-Verkabelungssysteme als Standardmethode etabliert.

Der gewachsene Erfolg dieser Lösung ist schnell erklärt: Werkskonfektionierte LWL-Verkabelungssysteme gewährleisten nicht nur die Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit der Übertragung zwischen IT-Hardware, sondern sie ermöglichen auch erhebliche Einsparungen bei der Installationszeit und somit bares Geld. Diese Ersparnisse können dann für die fortlaufende Entwicklung von Rechenzentren genutzt werden.

Last but not least empfiehlt auch die Norm EN50500-2-4:2023-09 „Informationstechnik – Einrichtungen und Infrastrukturen von Rechenzentren – Teil 2-4: Infrastruktur der Telekommunikationsverkabelung“ - in ihrem Anhang C für die Verfügbarkeitsklassen 3 und 4 - werkskonfektionierte Verkabelung einzusetzen.

  

Autor:
Harald Jungbäck, Produktmanager LWL-Verkabelungssysteme

Harald Jungbäck bezieht sein LWL-Fachwissen aus seiner langjährigen Mitarbeit im Unternehmen Rosenberger OSI. 1993 begann er seine Laufbahn in der Produkt- und Fertigungsprozessentwicklung. Heute ist er als Produktmanager verantwortlich für den konsequenten Ausbau des Produktangebotes sowie den technologischen Innovationsprozess in diesem Bereich.
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