Wir vergleichen heute das Ribbon-Spleißen mit Einzelfaser-Spleißen. Dazu habe ich mir meine Kollegen, Ronny Mees aus dem Produktmanagement dazu eingeladen und als Verkabelungsexperte aus unserem Service Jochen Hart. Ronny, wo genau liegen die Unterschiede zwischen der Einzelfaser und der Ribbonfaser?
Ronny Mees: Ja, die Faser ist grundsätzlich die gleiche. Der Unterschied liegt im Kabelaufbau. Also bei Einzelfaser-Kabeln oder auch Bündelader-Kabeln haben wir die einzelnen Fasern geführt in dem Kabel drin als einzelne Faser. Und die wird man dann auch bei der Weiterverarbeitung einzeln in die Hand nehmen müssen - jede einzelne Faser. Ein Ribbonkabel, wie der Name schon sagt, ist ein Band, das heißt es sind 12 oder 16 Fasern nebeneinander parallel angeordnet und über den gesamten Kabelverlauf bleibt diese Anordnung auch erhalten.
Und das führt dazu, dass man diese Anzahl von Fasern, diese 12 oder 16 Fasern, auf einmal mit einem Arbeitsschritt sozusagen verarbeiten kann. Also so wie man es auch braucht bei hoch bitratigen Verbindungen, wir reden ja auch von parallel optischer Übertragung und das ist sozusagen in diesem Kabel auch physikalisch so abgebildet.
Jochen, du bist unser Mann aus der Praxis. Du installierst Kabel in Rechenzentren und spleißt auch sehr oft. Wie sind deine Erfahrungen mit diesen zwei unterschiedlichen Aufbauten von Fasern?
Jochen Hart: Ja, der Ribbonaufbau hat halt einfach einen massiven Vorteil. Man kann ganz viele Fasern in ganz kurzer Zeit verbinden. Man hat wesentlich kleinere Kabel-Konstruktionen. Das heißt, wo ein Kabelweg eventuell schon relativ voll ist, kann man immer noch ein Ribbon-Kabel dazustellen. Bei den Einzelfaserkabeln, die bekommt man halt nicht mit dem sehr hohen Fibercount. Also man hat auch wesentlich weniger Fasern im Kabel drin, als man es bei einem Ribbon-Kabel hat. Und deswegen hat man dann auch noch diesen Geschwindigkeitsvorteil und den Vorteil vom Platz auf dem Kabel Manager, dass man mit dem Ribbon-Kabel einfach wesentlich mehr Fasern unterbringen kann, als man es im Einzelfaser-Kabel kann.
Jochen, Du hast uns, wie ich sehe, zwei Spleißgeräte mitgebracht. Das heißt, wir vergleichen heute das Ribbon-Spleißen mit dem Einzelfaser-Spleißen und schauen, wie groß der Unterschied des Zeitfaktors zwischen den beiden Typen ist. Bin sehr gespannt.
Ronny Mees: So Jochen, jetzt sitzen wir hier an deinen Arbeitsgeräten. Bevor wir zu den Geräten kommen. Vielleicht kann man dann noch mal ganz kurz die verschiedenen Kabel zeigen, die wir jetzt hier haben. Also wir haben hier, wenn ich es richtig sehe, ein Bündelader-Kabel 8 mal 12. Das heißt, wir haben hier 8 Aderbündel. Mit jeweils 12 einzelnen Fasern. Ich weiß gar nicht, ob man es mit der Kamera gut sehen kann, aber die liegen wirklich einzeln hier vor und vielleicht kannst du uns das Ribbon-Kabel zeigen.
Jochen Hart: 12 Ribbons à 12 Fasern. Und was man sehr gut erkennen kann ist, dass doch hier mehr Fasern drin sind als in dem einfachen Bündelader-Einzelfaser-Kabel. Und der Außenmantel bei beiden nahezu gleichen Durchmesser hat.
Ronny Mees: Also hier sind 96 Fasern und da 144 drin. Was hast du denn sonst noch hier so stehen auf deinem Tisch?
Jochen Hart: Hier ist noch alles Nötige, was man zu dem einzelnen Spleißvorgang braucht. Zum Beispiel hat man hier jetzt weniger Werkzeuge. Was wir überall brauchen, ist natürlich der Alkohol zum Saubermachen. Hier braucht man eine Zange zum Absetzen des Coatings der Einzelfasern, die wir jetzt hier zum Beispiel haben, damit wir hier das Acrylcoating runternehmen. Demgegenüber haben wir für das Ribbon-Spleißgerät einen speziellen Thermal Stripper. Der heizt quasi das Coating auf und dann zieht man das Coating damit ab. Damit entfällt die Zange. Allerdings hat man auch einen anderen Unterschied noch dabei. Denn um das ganze Equipment zu verwenden, hat man spezielle Halter, die man in den Thermal Stripper, in das Trenngerät wie auch ins Spleißgerät einlegen muss. Diesen Faserhalter hat man in dem Einzelfaser-Spleißgerät schon fest drin bzw. hat ihn dran und muss ihn nicht rausnehmen. Das ist aber essenziell wichtig für das Ribbon-Spleißen.
Ronny Mees: Das heißt du hast hier diesen Thermal Stripper. Hier ist auch noch so ein ähnliches Gerät. Was ist das denn?
Jochen Hart: Das ist der Cleaver, um die Faser zu brechen, bevor wir die ins Spleißgerät einlegen.
Ronny Mees: Okay. Brauche ich das beim Ribbon auch?
Jochen Hart: Das brauche ich auch. Und hier hat er eben auf der Seite eine magnetische Halterung für diese Faserhalterung, die nach dem Thermal Stripper rauskommt und in diesen Brecher eingelegt wird.
Ronny Mees: Dann haben wir die beiden Spleißgeräte. Das sind diese größeren Kisten hier im Hintergrund. Die sehen ziemlich gleich aus. Wo sind denn da die Unterschiede eigentlich?
Jochen Hart: Die größten Unterschiede sind hauptsächlich die Faserführung, die Faserhalterung. Bei dem Ribbon-Spleißgerät sind die Faserhalterungen eben entnehmbar. Man nimmt die raus, um den Prozess laufen zu lassen. Und in dem Einzelfaser-Spleißgerät sind sie fest integriert. Da braucht man sie normalerweise nicht rausnehmen. Das ist der Hauptunterschied. Ansonsten sind beide aus derselben Serie und können auch im Großen und Ganzen das gleiche, außer, dass das eine Einzelfaser spleißt und das andere die Ribbonfaser.
Ronny Mees: Okay, wie wäre denn jetzt der Spleißvorgang? Was würdest du zuerst machen und wie sind dann die Arbeitsschritte, bis die Spleißverbindung wirklich fertig ist?
Jochen Hart: Wo wir schon vorgegriffen haben, war erst mal das Absetzen der einzelnen Kabel. Das habe ich jetzt hier schon mal vorbereitet, weil es braucht ziemlich lang. Außerdem ist der Prozess komplett identisch für beide Kabel, das heißt, man nimmt außen den Außenmantel weg, man nimmt den Nagetierschutz weg aus beiden Kabeln, bis man dann an die Bündel rankommt bzw. an die Einzelfasern. Setzt das ganze ab, so lange, wie man es eben benötigt, wie viel in die Spleißboxen rein müssen. Und danach ist es quasi das Absetzen des Coatings von beiden Seiten. Heißt einmal beim Ribbon oder bei der Einzelfaser.
Dann ist es das Reinigen. Dann wird es eingelegt ins Trenngerät. Das trennt dann exakt auf 90 Grad Bruch-Winkel. Und danach legt man es schon ein ins Spleißgerät und spleißt das Ganze. Beim Ribbon-Spleißgerät muss man auch darauf achten, den Schrumpf-Spleißschutz anzubringen. Das braucht man beim Einzelfaser-Spleißen nicht. Da haben wir einen Crimp-Spleißschutz, den wir nach dem Spleißvorgang später aufbringen. Das ist in der DACH-Region so üblich. Im Ausland wird da auch schon häufig ein Schrumpf-Spleißschutz eingesetzt. Der ist aber in Europa kaum üblich oder wird selten eingesetzt.
Ronny Mees: Und danach werden dann diese Spleiße in einer Spleißkassette abgelegt, damit das alles sauber geschützt ist.
Jochen Hart: Ganz genauso ist es.
Ronny Mees: Wir haben ja Spleiß-Kassetten quasi auch für beide Kabel-Varianten für beide Spleißvarianten im Angebot und sind somit auf der sicheren Seite.
Jochen Hart: Ganz genauso ist es.
Ronny Mees: Gut, dann freue ich mich gleich, dass du uns das zeigst, wie genau das geht.
Jochen Hart: Das Trennrad und die Trennhöhe lassen sich motorisch verstellen. Stellt das Spleißgerät fest, dass Brüche schlecht werden, stellt sich automatisch das Trenngerät nach. Und beim Heizgerät bzw. beim Stripper ist es genauso. Bei dem kann man genauso die Heizprogramme etc. einstellen. Deswegen sind die per Bluetooth verbunden.
Ja, vielen Dank, Ronny und Jochen für diesen super Einblick in den Spleißvorgang für das Einzelfaser Spleißen und für das Ribbon-Spleißen. Ich persönlich habe viel gelernt. Man sieht es zwar immer wieder im Rechenzentrum, aber guckt dann vielleicht doch nicht so genau hin, wenn man dran vorbeiläuft. Aber es so im Detail mitzubekommen, wie gespleißt wird, fand ich super interessant. Vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit genommen hast.
Jochen Hart: Sehr gerne
Ronny, danke für deine Insights, die du uns zu den beiden Faservarianten gesagt hast. Und an die Zuschauer, falls Sie Fragen zu den Produkten haben sollten, die Sie im Video gesehen haben, wenden Sie sich gerne an uns. Wir beantworten gerne Ihre Fragen. Und ansonsten freue ich mich auf das nächste Video.
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